***** Nach seiner Rückkehr im Jahre 1978 (Elton John hatte Anfang 1977 seinen Rückzug aus dem Showgeschäft erklärt, kehrte aber nur ein knappes Jahr später wieder zurück), hatte der gute Elton John einige Alben von sehr unterschiedlicher Qualität auf den Markt gebracht. Da war zunächst das grandiose A Single Man (eines seiner stärksten Werke überhaupt), gefolgt von Victim Of Love (sein mit Abstand miesestes Werk) und die beiden soliden, wenn auch etwas unauffälligen Werke 21 At 33 und The Fox. Was sich schon auf dem 81er Werk abzeichnete, nahm auf dem Folgewerk Jump Up! Konturen an, und zwar die neuerliche Zusammenarbeit mit Bernie Taupin, mit dem Elton in den 70er Jahren all seine großen Hits verfaßt hatte. Zwar hatte er 1978 in Gerry Osbourne einen wirklich guten Texter gefunden, aber halt nur die Texte von Bernie waren es, die den Zauber eines wirklich guten Elton John Songs auszeichnen. Und die neuerliche Zusammenarbeit mit Bernie Taupin sollte dem quirligen Elton John einen zweiten musikalischen Frühling bescheren. Im Jahre 1982 gab es mit Sicherheit wichtigere musikalische Sachen als Jump Up!, aber für Leute, denen die damals aktuellen Trends wie New Romantic, New Wave, Post-Punk, New Heavy Metal oder Neue Deutsche Welle nicht zusagten, für den war Elton Johns 17. Studiowerk mit Sicherheit eine willkommene Abwechslung. Zumal es einige Lieder enthält, die an seine besten Zeiten in den 70er Jahren erinnern. Die ersten fünf Stücke Dear John, Spitful Child, Ball & Chain, Legal Boys und I Am Your Robot fallen zwar nicht sonderlich auf, bieten aber die gewohnte E.J. Qualität. Dann folgt mit Blue Eyes eine jener butterweichen Balladen, die ihn einst groß gemacht haben. Als Singleauskopplung bescherte Blue Eyes ihm einen internationalen Tophit. Zwar konnte ich mich seinerzeit mit diesem Stück nie so recht anfreunden, trotzdem finde ich, daß gerade dieses Stück über ein hohes Evergreenpotential verfügt. Richtig klasse ist die B-Seite der LP, denn bis auf das etwas unauffällige Where Have All The Good Times Gone? erreicht er hier eine Qualität, die durchaus mit seinen ganz großen Werken wie etwa Goodbye Yellow Brick Road mithalten kann. Das beginnt schon mit dem grandiosen Empty Garden, ein trauriges und ergreifendes Lied, das Elton seinen ermordeten Freund John Lennon gewidmet hat. Empty Garden (aus der Feder von Elton und Bernie) gehört meines Erachtens zu den Highlights im Gesamtwerk Elton Johns. Als Singleauskopplung war das Stück seinerzeit nur in den USA ein Hit und das auch nur mäßig erfolgreich. Eigentlich schade, daß eines seiner schönsten Lieder nicht den Erfolg hatte, dem ihm eigentlich zustand. Ebenfalls sehr schön, wenn auch etwas leicht kitschig, ist Princess, ein Lied, welches mühelos an seine vielen Lieder der Jahre 1970-1975 anknüpft. Das schon erwähnte Where Have All The Good Times Gone? ist ein grundsolides Lied, das allerdings nicht weiter auffällt. Den Abschluß eines überzeugenden Albums bildet All Quiet On The Western Front, ein fast 6 Minuten langes Lied, in dem sich Elton (mit einem Text von Bernie) mit dem 1. Weltkrieg beschäftigt. Zwar klingt dieses Lied mit seinen streckenweise bombastischen Orgeleinlagen etwas pathetisch, ist aber ein ehrlich gemeinter Beitrag zu einem ernsten Thema. Elton John Fans werden die Qualitäten von Jump Up! zu schätzen wissen und es ist eigentlich bedauerlich, daß dieses wirklich gute Album im Gesamtwerk dieses grandiosen Künstler eher ein Schattendasein fristet. |